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Diktatur-Gerede in der „Kronen-Zeitung“

Leben wir denn in einer Diktatur? So äußern sich fallweise Leserbriefe im Boulevard. Was Diktatur ist, wird an einem Exempel des Nazismus dargestellt.

Hans Högl

Der folgende Bericht eines Zeitzeugen demonstriert, was Diktatur in der Zeit des Nationalsozialismus bedeutet hat. Kleinste Vergehen zogen massive Strafen nach sich. Davon kann in heutigen Demokratien keine Rede sein.

Mein 85-jähriger Bruder war Schulfreund von Anton („Toni“) Göschlbauer aus Asperhofen. Toni war bei Brand-Laaben im westlichen Wienerwald verheiratet. Er ist schon lange verstorben. Mein Bruder erfuhr erst bei Tonis 70. Geburtstag Folgendes aus der Zeit des Nationalsozialismus. Es ereignete sich in Asperhofen bei Neulengbach, Nieder-Österreich, etwa 40 km westlich von Wien. Jeder Bub musste bei der Hitlerjugend (HJ) teilnehmen. Toni fehlte einige Male. Da wurde er zur Rede gestellt, musste als Bub offiziell auf dem Gemeindeamt in Asperhofen erscheinen und einen Lebenslauf von Adolf Hitler schreiben. Dann ermahnte ihn der Ortsgendarm mit Namen R., künftig zu 100 % bei den Treffen der HJ teilzunehmen. Wenn er noch einmal fehlt, wird sein Vater zum Militär in den Krieg eingezogen. Der Gendarm R. hat nach 1945 den Ort verlassen…

Dies ist ein glaubwürdiges Zeugnis aus der Zeit des Nazismus. Ich fasse es nicht, dass ich dann und wann im Massenblatt bei der Leserbriefseite der “ Krone“ den Satz las: „Wir sind ja in einer Diktatur. Die EU ist eine Diktatur!“ Wie ist es möglich ist, dass Menschen heute Derartiges schreiben! Reichen Ihre Kenntnisse nur soweit, dass das Wort Demokratie Volksherrschaft heißt? Haben denn nur Schweizer Demokratie? Gibt es nicht auch legitimerweise repräsentative und präsidiale Demokratie? In den genannten Demokratiemodellen herrscht im Prinzip Rechtsstaatlichkeit. Bei den angeführten Leserbriefschreibern und nicht nur bei ihnen fehlt es fundamental an politischer Bildung.Und vielleicht ist es doch gut, dass in der vielgelesenen Leserbrief-Rubrik der „Krone“ mit dem Titel „Das freie Wort“ solche Äußerungen getroffen werden dürfen. So ist ersichtlich, wie Menschen wirklich denken.

Topmanager urteilt über Österreich

Konzernchef lobt in ausländischer Zeitung sein Land. Das ist in Medien selten.

Hans Högl

Wolfgang Eder, Konzernchef der Voest, hat eine Ära in Österreichs Industrie geprägt. Er formulierte in einem Interview in einer international angesehenen Zeitung Gedanken über Österreich und kommt zu solchen Schlussfolgerungen, die in der Regel in Medien nicht ausgesprochen werden. Selbstverständlich führt er auch Schwachpunkte an wie die Verpolitisierung der verstaatlichten Betriebe.

Eder im Wortlaut: „Österreich ist zweifellos ein sehr lebenswertes Land. Deshalb habe ich mich immer schwer getan, Kritik zu üben. Die Unternehmen in Österreich, ob klein oder groß sind gut aufgestellt und auch gut etwa für die digitalisierte Welt gerüstet.

Die Menschen sind engagiert, fleißig und im internationalen Vergleich immer noch solide ausgebildet. Auch Kultur und Kunst spielen in diesem Land eine größere Rolle als anderswo – alles in allem eine positive Mischung.“ (Neu Zürcher. 4.Juli 2019, p. 9).