Schlagwort-Archive: Schweiz

Neue Medienförderung in der Schweiz ?

In der Schweiz wird am 13. Februar über ein neues Mediengesetz abgestimmt, das geänderte Kriterien für eine künftige Medienförderung vorsieht.

Hans Högl – (Unkommentierter und etwas gekürzter Text entnommen aus „NZ online“)

„Die staatliche Vereinnahmung von Medien ist eine reale Gefahr – wie groß ist sie beim neuen Mediengesetz. Die Unabhängigkeit der Medien kann durch staatliche Gelder untergraben werden. Dies zeigte sich in Österreich: Der vormalige Kanzler Sebastian Kurz musste jüngst zurücktreten, nachdem bekanntgeworden war, dass seine Entourage mutmaßlich mit Steuergeldern die wohlwollende Berichterstattung eines Boulevardblattes erkauft hatte.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass Politiker aller Richtungen seit Jahrzehnten solche Regierungsinserate als Druckmittel benutzen. Die Forschungsliteratur hat dafür den englischen Begriff «capture», Vereinnahmung, geprägt.- Am 13. Februar stimmen die Schweizerinnen und Schweizer über das neue Mediengesetz ab. Die Forschung liefert wichtige Einsichten zur Frage, wann die Gefahr besonders gross ist, dass der Staat die Medien vereinnahmt – und wann eher klein. Erstens spielen aus theoretischer Sicht der Medienwettbewerb und die Medienvielfalt eine wichtige Rolle. Zweitens ist es für die Unabhängigkeit von Medien von zentraler Bedeutung, wie groß ihre Einnahmen aus kommerziellen Quellen sind. Es gilt das Motto: Unabhängigkeit muss man sich leisten können.“

( Neue Zürcher online 17.1.2022 )

Tierschutz-Initiative in der Schweiz

Ein Schweizer Arzt, Veganer, gründet Tierschutz-Initiative. Infos solcher Art wurden wohl bisher in Österreich nicht aufgegriffen.

Hans Högl – Text entnommen aus dem Schweizer „Tages-Anzeiger“ am 7.Jänner 2021.

„Renato Werndli hat Angst vor Tieren. Darum, sagt der Veganer, habe er in seinen 68 Jahren noch kaum je eine Katze, einen Hund oder auch nur eine Fliege berührt. Aber die Tiere berühren ihn: Er sammelte in Hunderten von Stunden Unterschriften für seine radikale Tierschutz-Initiative. Am 13. Februar stimmen wir darüber ab.

Werndli ist Akademiker, Hausarzt und ein präziser Denker. Aber fürs Tierwohl engagiert er sich weniger mit belegbaren Fakten, belastbaren Studien oder robusten Kosten-Nutzen-Analysen. Sondern mit etwas viel Stärkerem: seiner tiefen inneren Überzeugung.

Man muss ihm dabei nicht folgen. Aber man kann ihn für seine Unbeugsamkeit bewundern. Meine Kollegen Stefan Häne und Christian Zürcher haben den radikalen Tierschützer getroffen. In ihrem Porträt erfahren Sie mehr über Beharrlichkeit, Willen und Motivation als in manchem Selbsthilfe-Bestseller.“

In der Schweiz gibt es für das Wahlvolk 6 – 8 Abstimmungen pro Jahr -und zwar auf Gemeindeebene, im Kanton und bundesweit und zusätzlich Initiativen- möglicherweise auch auf diesen drei Ebenen. Wünschen wir Österreicher und Deutsche auch soviele Abstimmungen? Denn manche meinen, die Schweiz sei das Idealbild von Demokratie.

Schweizer bezahlen Corona-Tests selbst

Kommentare am Sonntag im Massenblatt „Die Krone“ loben oft die Schweiz und ihre Demokratie. Wie ist dies bei Corona-Fällen?

Hans Högl

Wer ab 11.Okt. 2021 in der Schweiz einen Corona-Test benötigt, muss ihn selbst bezahlen: Der Bund übernimmt nicht mehr die Kosten für die Antigen-Schnelltests. Wer sich testen lassen muss, bezahlt zwischen 15 und 60 Franken. Die Leute sind nicht begeistert.

Wie hoch ist die Krankenversicherung in Schweiz? Sie beträgt rund 10 Prozent und maximal 700 Franken pro Kalenderjahr. Wird der Betrag komplett bezahlt, werden alle weiteren anfallenden Kosten von der Krankenkasse übernommen.

In der Schweiz muss sich jeder selbst um seine Versicherung kümmern. Anders als in anderen Ländern bezahlt der Schweizer Arbeitgeber keinen Teil zur Krankenversicherung

Ärger mit Corona-Epidemie in der Schweiz

Musterland Schweiz gar nicht so perfekt in Corona-Epidemie

Hans Högl

Es ist gut, gelegentlich den Blick über die eigenen Landesgrenzen zu werfen. Und das ist heute auf NZZ-online zu lesen:

„Die Geschichte der Corona-Pandemie in der Schweiz ist auch eine Aneinanderreihung von Skandalen. Zu Beginn der Krise löste das fehlende Schutzmaterial Ärger aus, dann kamen die Schwyzer Jodelabende, die sich in Virenschleudern verwandelten, und gerade ist es die Gastronomie, welche die Corona-Regeln besonders laut ablehnt. Wir werfen einen Blick zurück – auf die «Masken-Millionäre», die Impfdrängler, die Freiheitstrychler und die Wut-Wirte.“

Flugzeuge mit nachhaltigem Treibstoff

Häufige Neigung, begrüßenswerte Änderungen nicht hervorzuheben.

Hans Högl

Swiss betankt seine Flugzeuge in Zürich mit nachhaltigem Treibstoff: Ab sofort werden alle Flugzeuge, die vom Flughafen Zürich starten, mit einem als nachhaltig zertifizierten Treibstoff betankt, der die CO2-Emissionen um bis zu 80 Prozent reduziert. Der Einsatz des teureren Treibstoffs wurde möglich, weil Swiss-Kunden bereit sind, dafür einen Aufpreis zu bezahlen.

Staatsschulden und Corona

Corona-Staatsschulden: Vorläufig ist davon in Österreich wenig Präzises zu erfahren – doch anders verfährt die wirtschaftsliberale Schweiz.

Hans Högl

Der Schweizer Bundesrat, also die Regierung, führt eine erste Aussprache über Schuldenabbau: Der Bundesrat will die in der Corona-Krise aufgebauten Schulden voraussichtlich in 10 bis 15 Jahren wieder abbauen. Dies soll schmerzfrei passieren, sprich: Es soll weder Steuererhöhungen noch Sparprogramme geben. Eine konkrete Gesetzesvorlage soll im August kommen. nzz online 23.6.2021

Coronatote in der Schweiz. Italiens Autoindustrie

Ein Blick über den österr. Tellerrand in die Schweiz u.nach Italien.

Hans Högl

(Quellen: Der Schweizer „Tagesanzeiger“ u. „Neue Zürcher“)

„Vor Wochen haben wir uns daran gewöhnt, dass die täglichen Neuinfektionen in die Tausende gehen. Seit diesem Monat scheinen wir auch die Zahl jener, die täglich an Corona sterben, nüchtern zur Kenntnis zu nehmen: Gestern waren es 111 Menschen, die in der Schweiz wegen des Virus gestorben sind. Bis Ende Dezember könnten insgesamt gegen 5000 Personen in der Pandemie ihr Leben verloren haben. Das sind im Verhältnis zur Bevölkerung mehr als in vergleichbaren, ebenfalls schwer betroffenen westlichen Ländern wie Grossbritannien oder den USA. Diese Zahlen werden hingenommen, einfach so.“

In Turin: Einst war Turin der Motor des italienischen Wirtschaftswunders. Früher waren dort die «Grandi Motori» und andere bedeutende Fabriken. Mit der Finanzkrise 2008 setzte jedoch der Niedergang der Stadt ein. Viele Fabrikarbeiter verloren mit ihrer Stelle auch ihren Lebensinhalt. Dann kam die Corona-Krise – und alles wurde noch viel schlimmer.(Neue Zürcher)

Grundrechte für Tiere (Affen)? Zum Welt-Tierschutztag

Zu einer anderswo kaum beachteten Initiative: Für Tierrechte in der Schweiz

Hans Högl

Von allen Tieren sind Affen den Menschen am ähnlichsten – sollen sie Grundrechte erhalten? Am Welt-Tierschutztag und am Tag des Mystikers Franziskus, veröffentlicht der gleichnamige Papst heute ein Rundschreiben. Eine Initiatve in Basel fordert für Tiere, für Primaten, das verfassungsmäßiges Recht auf Leben und auf körperliche und geistige Unversehrtheit. Das Argument: Primaten zeichnen sich aus: durch ihr Gehirn, ihre Sozialstruktur und hohe physische und psychische Leidensfähigkeit.

Basel ist ein weltweit bedeutender Pharmastandort- so wundert es nicht, dass diese kantonale Initiative entstand, ein Sachverhalt -bekannt in sozialethischer Fachliteratur. Es geht um Grundrechte für Tiere. Um dies überhaupt umzusetzen, müssten Primaten rechtlich vertreten werden – so durch einen speziell Beauftragten beim Veterinäramt oder eine Ombudsperson.

Auch der Verfasser dieses Textes bejaht schonenden und schmerzfreien Umgang mit Tieren. Die Basler Initiative ist ein Impuls für ein Gespräch. Am Pharmastandort Basel wurden noch Ende der 1980-er Jahre über 1000 Affen gehalten und in Tierversuchen „auf teilweise schlimme Art und Weise gequält“ (Neue Zürcher 16.9.). Inzwischen haben Tests an Primaten am Forschungsstandort Basel „keine Bedeutung mehr“.

Schon in „Laudato si“ schrieb 2015 Papst Franziskus: „Obschon der Mensch in die Pflanzen- und Tierwelt eingreifen und sich ihrer bedienen kann, wenn es für sein Leben notwendig ist, lehrt der Katechismus, dass Tierversuche nur dann legitim sind, wenn sie in vernünftigen Grenzen bleiben und dazu beitragen, menschliches Leben zu heilen und zu retten.“ (Kap. 130). Sehr vernünftige Worte. Viel aufregender klingt es, vom Grund- oder Menschenrecht für Tiere zu reden.

Schweiz: Pro Vaterschaftsurlaub und Pro Personenfreizügigkeit

Blick auf Abstimmungen im Nachbarland Schweiz

Hans Högl

Am Sonntag hat die Schweiz über mehrere Vorlagen entschieden. Die Stimmbeteiligung mit 59 Prozent war die zweithöchste der vergangenen fünf Jahre. 

Nein zur Begrenzungsinitiative: Die Volkspartei SVP scheitert mit ihrem Angriff auf die Personenfreizügigkeit. Die Süddeutsche Zeitung (Nr. 122) dazu: Die SVP suchte damit das Verhältnis der Schweiz zur EU umzukrempeln.- Doch unabhängig davon Faktum sei: Das Verhältnis EU-SCHWEIZ gilt vielen wegen der rund 120 bilateralen Verträge als kompliziert. Darum drängt die EU auf ein Rahmenabkommen, das die bestehenden Verträge bündelt und dass sich die Abkommen automatisch aktualisieren, wenn es Neuerungen auf EU-Ebene gibt.

Ja zum Kampfjet: Die Romandie und das Tessin schmettern den Kampfjet-Kauf ab, die Deutschschweiz unterstützt ihn mehrheitlich. Der hohe Nein-Stimmen-Anteil zeigt, dass die Frauen trotz aufwendiger Kampagne erneut nicht überzeugt werden konnten. Die Einschätzungen über Risiken und sicherheitspolitische Prioritäten gehen zwischen der ländlichen und der urbanen Schweiz fast diametral auseinander.

Ja zum Vaterschaftsurlaub: Die Schweiz erhält einen bezahlten Vaterschaftsurlaub.(Das Parlament hatte sich zuvor nach langem Hin und Her zu zwei Wochen bezahlten Vaterschaftsurlaub durchgerungen (Süddeutsche Zeitung Nr 222).

Nein zum Jagdgesetz: Die Schweiz ist vom Bodensee bis an den Genfersee entlang der Voralpen gespalten. Je ländlicher und je eher sie mit dem Wolf in Berührung gekommen sind oder kommen könnten, desto wolfsfeindlicher sind sie eingestellt.

Ganz anders positionierten sich folgende Parteien: die FDP, CVP, Grünliberale, Die Grüne Partei, Die SP

Schweiz: Harte Medienkritik an Chefärzten

Folgende Nachricht ist außergewöhnlich und hat Seltenheitswert. Daher soll sie Ihnen nicht vorenthalten werden.

Hans Högl

Schweiz: Allmächtige Chefärzte öffnen dem Missbrauch Tür und Tor ( Quelle NZZ )

Das ist passiert: Drei Chefärzte des Universitätsspitals Zürich standen in den vergangenen Wochen in der Kritik. Es geht um fragwürdige Honorarabrechnungen und Interessenkonflikte mit privaten Nebentätigkeiten. Nun könnte es eine Reform des kantonalen Honorargesetzes geben. Dabei sollen Honorare auf das ganze Team aufgeteilt werden, also auch auf die Pflege. Damit soll verhindert werden, dass Chefärzte in die eigene Tasche wirtschaften oder ihre Assistenzärzte piesacken.

In der Spitalbranche gibt es strukturelle Probleme. Je grösser ein Spital ist und je grösser die einzelnen Abteilungen sind, umso grösser ist die Macht der Chefärzte und Klinikdirektoren. Sie regieren regelrecht selbstherrlich und entziehen sich der Kontrolle der Spitalleitung, berichten Kenner in Gesprächen mit der NZZ. Zwar liesse sich die grosse Mehrheit der Ärztinnen und Ärzte, welche Kliniken leiten, nichts zuschulden kommen. Jedoch gibt es immer wieder Berichte über schwarze Schafe. Derzeit sei allerdings ein Kulturwandel an den Spitälern im Gang, berichten die Experten.(nnz online 23.Juni 2020)