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Ex-SPD-Chef Gabriel zu Ex-Kanzlern

Freimütige Äußerung eines Politikers für Auslandspresse- so durch Sigmar Gabriel, den deutschen Ex-Vizekanzler und Ex-SPD-Chef– zur Wiener „Presse“

Hans Högl

Sigmar Gabriel: „Über jeden neuen deutschen Bundeskanzler schlugen am Anfang die Leute die Hände über den Kopf zusammen, die später zu großen Bundeskanzlern wurden.“

Bei Willy Brandt haben vielen gesagt: „Um Gottes willen! Dieser uneheliche Sohn einer Konsumverkäuferin, der auch noch einen falschen Namen trägt.“ Genau dieser Brandt entwickelte die Politik der Entspannung und bekam den Friedensnobelpreis.

„Bei Helmut Kohl weiß ich noch, wie die Leute in vielen Medien und auch in der SPD gelacht haben. Kohls Spitzname war Birne. Man spottete über den Typen in der Strickjacke, der ja noch nicht einmal Hochdeutsch sprechen könne. Kohl hat nicht nur die deutsche Einheit vollendet, sondern vor allem auch die europäische Einigung vorangetrieben.“ Und Kohl selbst nannte Angela Merkel: „Das Mädchen“!

Das Interview fand sich in der Wiener „Presse“(16.1) mit dem Titel: „Die größte Gefahr ist ein Führungsvakuum in Europa“. Zu den Kanzlerkandidaten der CDU sagte er: „Dies seien respektable Persönlichkeiten, die eine politische Leistungsbilanz vorweisen und einen klaren Kopf haben.“ „Der größte Unterschied zwischen Konservativen und Sozialdemokraten war in der Tat bisher, dass die Konservativen regieren wollten, wogegen es den Sozialdemokraten in der Regel ums Rechthaben ging.“

Der „Falter“ schont ebenfalls SPD-Mann Sigmar Gabriel

Hans Högl: Wenn schon- zurecht- die dubiosen Machenschaften des Fleischbarons Tönnies angeprangert werden, darf erwartet werden, dass auch Nutznießer der eigenen politischen Richtung kritisiert werden.

Das als linkskritisch geltende Wiener Intellektuellen-Magazin „Der Falter“ brachte sehr ausführliche, detailliert recherchierte, viele Seiten umfassende Beiträge über den Fleischskandal und das Tierleid in Westfalen. Ich las alle sehr kritischen Beiträge der letzten drei Nummern im „Falter“, fand aber kein Wörtchen über den SPD-Mann Gabriel, der sich üppig von Tönnies bezahlen ließ. Ähnliches gilt für die öko-soziale Zeitschrift „Publik-Forum“. Sind diese Medien auf dem linken Auge blind?

Wenn schon diese Fleischindustrie zurecht angeprangert wird, dann verlangt es die primitivste Ethik, dass Leute wie Sigmar Gabriel, der diesen Medien ideologisch nahe steht, auf das heftigste kritisiert wird- wenn schon der Anspruch erhoben wird, Kapitalismuskritiker zu sein und für die Gerechtigkeit zu kämpfen.

Gabriel habe von Tönnies ein Pauschalhonorar von 10.000 Euro im Monat sowie ein zusätzliches vierstelliges Honorar für jeden Reisetag erhalten. Sigmar Gabriel (SPD) bestätigte, dass er seit 1. März für Tönnies tätig gewesen sei. Er habe das Unternehmen im Rahmen von drohenden afrikanischen Exportproblemen beraten.. Was denn das wieder heißt? Heißt es, den Afrikanern Fleisch anzudrehen?

Anfang 2015 hatte Gabriel – damals noch als Wirtschaftsminister – das System der Ausbeutung in der deutschen Fleischindustrie als „Schande für Deutschland“ bezeichnet. Nach der Kritik verpflichteten sich die sechs großen Fleischkonzerne Deutschlands unter Federführung Gabriels, die Arbeitsbedingungen ihrer Beschäftigten in Deutschland zu verbessern.
Es ist klar, dass nichts geschehen ist. Eine deutsche Partei der Gerechtigkeit darf sich ja nicht für Ungerechtigkeiten an osteuropäischen Arbeitern einsetzten. Wo kämen man denn da hin!° Das wäre doch internationale Solidarität! (Also:das sind selbstverständlich ironische Worte!).