Hans H ö g l
Das Büchlein – „Brodnig, Ingrid: Der unsichtbare Mensch. Wie die Anonymität im Internet unsere Gesellschaft verändert, Wien 2013. Czernin Verlag. 176 Seiten“- las ich sehr genau und empfehle es bestens denen, die sich mit Anonymität im Internet und Postings beschäftigen. Brodnig hat international recherchiert.
Ihre Kernthese: Nicht die Anonymität ist das Hauptproblem der Aggressivität im Netz, sondern das Gefühl der Unsichtbarkeit. Der User ist im Netz namen- und gesichtslos. Vielen Postern fehlt jede Empathie gegenüber Journalisten, sie benützen sie wie einen Sandsack, auf den sie verbal eindreschen und so ihren Frust los werden. Manche Trolle verschandeln die Memorium-Seiten von Verstorbenen. Blogs müssen moderiert werden. Wenn Journalisten antworten, so ändert sich oft die Sprache der Poster.
Brodnig bejaht Anonymität z.B. für chinesische Dissidenten, und manche User können anonym unterdrückte Facetten ihrer Person erproben.
Wer im Internet ist, hat Privatheit verlassen. Jede Eingabe in google kann aufgezeichnet werden. Die IP – Adresse ist unser Fußabdruck. Webdienste haben unsere Kreditkarten-nummern! Österreich speichert Daten ein halbes Jahr, wer mit wem wann und wo telefoniert hat – auch auf dem Festnetz. Wem er SMS und E-Mails gesendet hat. Es entsteht ein genaues Protokoll der Verbindungsdaten. Nicht gespeichert wird Inhalt-liches, nicht, w a s mitgeteilt wurde. (Hoffentlich!). Aber die NSA der USA hält sich im Ausland an gar nichts.
Ein Buch soll sehr schön beschreiben, wie man sich per Internet ohne Organisation organisieren kann. Shirky, Clay: Here Comes Everybody. The Power of Organizing Without Organisations, Penquin Books, New York 2008. Auf der Webseite http://gutenberg.spiegel.de/buch sind ältere Bücher zu lesen.