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„Economist“ mit Österreichkritik

Wo seid Ihr gewesen, ihr werten JournalistInnen?

Hans Högl

Eine der wirklichen Leitmedien Europas ist die britische Zeitschrift „Economist“, in der hervorragende Köpfe aus Spitzenuniversitäten schreiben. Umso erstaunlicher finde ich, dass meines Wissens bei uns in Österreich auf einen kritischen Österreich-Beitrag darin nicht eingegangen wurde.

Es ist die Ausgabe „Economist“ vom 13. Mai 2023, Seite 25. Sie liegt u.a. im Café Ritter in Ottakring auf, einem ausgezeichneten Café mit einem sehr breiten Angebot an internationalen Zeitschriften wie „The New York Times“, „Le Monde“, selbstverständlich die NZZ und die „Süddeutsche“ und die „“Welt“, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Dieses Café hat ein vergleichsweise breiteres und qualitativ höheres Zeitschriften-Angebot als adäquate Innenstadt-Lokale.

Hier zeigt sich wieder, wie Medien n a c h h i n k e n, wie schon der längst verstorbene Soziologe Erich Bodzenta zur Stadtforschung sagte, dass die sogenannten Arbeiterbezirke es schon längst nicht mehr in dieser Weise sind, wie sie als Klischees in Medien präsentiert werden. Bodzenta bezog sich auf die Verteilung der Bewohner. Dies zeigt sich in diesem sehr chic eingerichteten und gut besuchten Caféhaus, einer wunderbaren Einrichtung in Wien, um sich breit zu informieren.

Medien: Coronakrise. Rückblende auf Rinderseuche, Schweinegrippe. 

Hans Högl

Ein Rückblick in die Medienwelt ist wertvoll, Misstrauen eine Königstugend. Zur  Rinderseuche (BSE) im Jahr 2001 traf der Medienexperte Wolf Schneider eine sehr kritische Medienbeurteilung. Sicherlich: die Corona-Krise existiert und bisher starben daran hunderttausende. (Laut NZZ online waren es am 14. Mai 2020 es 292.000 Menschen). Die tödliche Gefahr durch den Corona-Virus besteht. Aber es gilt die Dimension einer Krise abzuschätzen und etwas über die mediale Präsentation zu reflektieren.

Wer traf folgende Aussage? Es war Wolf Schneider, der 16 Jahre die renommierte Hamburger Journalistenschule leitete. Er war jahrzehntelang journalistisch tätig: für die „Süddeutsche“ war er Korrespondent in Washington, Chef vom Dienst beim „Stern“, Chefredakteur bei der „Welt“ und „Geo“-Reporter. Seine Evaluation ist zu lesen in  Schneider/Paul-Josef Raue: Das neue Handbuch des Journalismus und des Online-Journalismus, Hamburg 2012 (rororo) in der überarbeiteten Neuausgabe. Die Zitate finden sich auf Seite 17.

Nun zu  bestürzenden Aussage: Millionen Deutsche lebten wegen der Rinderseuche in großer Angst. Im Januar 2001 galt den Deutschen der Rinderwahnsinn als ihre größte Sorge, vor der Arbeitslosigkeit. „Der bereits angesprochene Rinderwahnsinn von 2001 wie auch die Schweinegrippe von 2010 waren Seuchen, die nicht nur durch Viren und Bazillen, sondern durch Journalisten verbreitet wurden.“ (Ebenda).

An BSE (Rinderwahnsinn) starb in Deutschland nicht ein Mensch, aber Millionen leben in Angst“….„An der Schweinegrippe starben damals weit weniger Deutsche als an der einheimischen Wintergrippe, und frühzeitig tauchten Indizien auf, dass die Pharmaindustrie hier eine Hysterie anzettelte, um sich Milliarden in die Taschen zu schaufeln. Niemals gab es einen seriösen Grund, eine der beiden Nachrichten aufzumachen; ins Vermischte hätten sie gehört.“. „Aufmachen“ meint etwas zu Schlagzeilen zu machen, um größte Aufmerksamkeit zu erreichen.

Zur Schweinegrippe liest man in Wikipedia in einem ellenlangen Artikel schließlich den Satz: Bis zum 25. Oktober 2009 waren der WHO weltweit mehr als 440.000 laborbestätigte Infektionen mit dem H1N1-2009-Virus („Schweine-Grippe) gemeldet worden, von denen mindestens 5.700 tödlich verliefen. Lassen wir diese Zahl auf der Zunge „zergehen“: Weltweit 5.700 Todesfälle! Das ist die Einwohnerzahl einer mitteleuropäischen Kleinstadt oder Marktgemeinde. Und da wird von weltweiter Pandemie gesprochen.