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Rechtsruck in Österreich: Ist der Boulevard verantwortlich dafür ?

Udo Bachmair

Welchen Anteil am  Rechtsruck in Österreich haben die Medien ? Medienkritiker gehen davon aus, dass vor allem der Boulevard zum Wahlerfolg der rechtspopulistischen Kräfte beigetragen hat. Im Sog des rechten Zeitgeistes, der auch andere EU-Länder erfasst hat, haben Zeitungen wie „Krone“ oder „Österreich“ seit langem bereits den fruchtbaren Boden für Positionen rechts bis weit rechts der Mitte aufbereitet. Beispiele die überdramatisierte Flüchtlingscausa mit Kriminalisierung von Asylwerbern kombiniert mit konsequenter Pflege des Feindbilds Islam. Parallel dazu die Kampagne für den nach rechts gerückten Volkspartei-Jungstar Kurz und FPÖ-Chef Strache und gegen SPÖ-Obmann Kern. All das dürfte ein Klima mit beeinflusst haben, das bei der Nationalratswahl das entsprechende Resultat gebracht hat.

Sind also die Medien schuld am Wahlergebnis, wie etwa auch Kanzler Kern behauptete, der es gewagt hatte, „Österreich“ als Krawallblatt zu kritisieren ? Tragen sie, die Medien, tatsächlich die Verantwortung für den Sieg der nunmehr vom christlich-sozialen Flügel befreiten neuen Volkspartei ? Inwieweit sind sie zudem verantwortlich für den weiteren Aufstieg der FPÖ, die nun in der Lage sein wird, auch radikale Burschenschaftler in wichtige Funktionen sensibler Bereiche des Staates zu hieven ?

Fragen wie diese müssen sich Teile des österreichischen Journalismus gefallen lassen. Am besten wäre es, die Medien würden sie selbst stellen, befindet Univ. Prof. Fritz Hausjell.  Als Anregung dafür stellt der renommierte Wiener Publizistikwissenschafter – er ist u.a. auch Beiratsmitglied der Vereinigung für Medienkultur  – zehn Thesen auf, die in der ZEIT Nr. 44/2017 unter folgendem Titel erschienen sind :

Prinz und Prinzessin

Hat schlechte Presse Kanzler Christian Kern den Wahlsieg gekostet ?

These 1: Entgegen dem äußeren Anschein war der Journalismus in diesem Wahlkampf aufdeckungsschwach. Denn die Enthüllung der Aktivitäten von Kern-Berater Tal Silberstein und seiner Söldnertruppe, welche die letzten Wahlkampfwochen dominierte, erfolgte nicht durch journalistische Methoden, also durch Recherche. Das belastende Material war vielmehr von politischen Akteuren organisiert und dann ausgewählten Medien auf dem Tablett serviert worden. Ein ähnlicher Mechanismus sorgte auch dafür, dass den Medien andere Dokumente zugespielt wurden. Investigativer Journalismus hätte den Umstand, dass hier die jeweils politisch gegnerische Seite massiv ihre Finger im Spiel hatte, thematisieren müssen. Das ist nicht erfolgt. Daher müssen sich die betreffenden Medien den Vorwurf der Instrumentalisierung gefallen lassen.

These 2: Journalismus ist mitunter sträflich ahistorisch. Etliche Medien, selbst solche, die meinen, den Investigativjournalismus gepachtet zu haben, erklärten diesen Wahlkampf nach der politisch angeschobenen Aufdeckung der Silberstein-Aktivitäten zum „schmutzigsten Wahlkampf aller Zeiten“. Das veranlasste ÖVP und FPÖ, sich selbst als die „sauberen“ Wahlkämpfer zu inszenieren. Erst spät und zaghaft begannen dann einzelne Medien an Experten die Fragen zu stellen, ob nicht schon in früheren Wahlkämpfen hinterhältig gearbeitet worden war.

These 3: Sebastian Kurz bekam seit seiner Machtübernahme in der ÖVP eine sehr große mediale Bühne, die journalistisch fast nie infrage gestellt wurde. Die von APA-Defacto ermittelten Daten zeigen Woche für Woche, welche Politiker die Medien dominieren. Vor dem Rücktritt Reinhold Mitterlehners als Vizekanzler und ÖVP-Parteichef lag Kanzler Christian Kern in den Wochenrankings zumeist auf dem ersten Platz. Ab der zweiten Maiwoche führte dann aber mit zwei Ausnahmen immer Sebastian Kurz die Hitliste der Politikernennungen an. Sind also viele Journalisten einer PR-Strategie der „neuen ÖVP“ auf den Leim gegangen, oder waren das politische Marketing der anderen Parteien einfach so viel schlechter?

These 4: Der Wahlerfolg von Sebastian Kurz fußt auch auf einem Siegeszug im Bereich der optischen Inszenierung. Dass die Selbstdarstellung auf Social-Media-Kanälen und Wahlveranstaltungen für alle Parteien leicht ist, versteht sich. Dass aber bei der Verwendung von Fotos in Print- und Onlinemedien sich vor allem die „neue ÖVP“ so stark durchsetzte, wirft ein schlechtes Licht auf zahlreiche Medien. Pressefotografen wurden nun auch etwa beim Sondierungsgespräch von Kern und Kurz ausgesperrt, den Medien anschließend handverlesene Bilder zur Verfügung gestellt.

These 5: Politiker, die sich mit dem Boulevard ins Bett legen, werden von selbsterklärten Qualitätsmedien offenbar nur dann abgestraft, wenn sie rot sind. Bei früheren Wahlen ließ sich folgendes Phänomen beobachten: Wenn die SPÖ von Boulevardmedien freundlich in Wahlkämpfen publizistisch unterstützt wurde, hat ein Teil der sich Qualitätsmedien titulierenden Blätter die SPÖ nahezu reflexartig besonders kritisch begleitet, um das publizistische Boulevard-Übergewicht auszugleichen. In diesem Wahlkampf wurde die SPÖ von zwei Boulevardblättern geradezu durch die Öffentlichkeit geprügelt. Aber die anderen Medien versuchten nun nichts mehr auszutarieren.

These 6: Ein Teil des Boulevardjournalismus berichtete ungeniert offen parteiisch. Österreich zeichnete einerseits das Bild der mimosenhaften „Prinzessin“ Kern. Eine Woche vor der Wahl krönte das Krawallblatt auf der Titelseite Sebastian Kurz zu seinem Prinzregenten. Das waren nur die gröbsten Auswüchse dieser Kampagne.

These 7: Der journalistische Fakten-Check zeigte Wirkung. Die Überprüfung von Tatsachenbehauptungen nach den Wahlkonfrontationen im ORF führte dazu, dass Politiker weniger flunkerten als in früheren Duellen. Nicht gelungen ist indes in fast allen Medien das beharrliche Nachfragen. Das wurde besonders deutlich durch die nie befriedigend beantwortete Frage, wie die extrem hohen Einsparungen, die einige Parteien vorschlugen, konkret gegenfinanziert werden sollen.

These 8: Dieser Wahlkampf sei inhaltsarm gewesen, wurde bemängelt. Aber das lag schon auch an den Medien, die sich häufig daran ergötzten, täglich eine neue Umfrage zu präsentieren, und so Wahlkampfberichterstattung zum horse race journalism reduzierten. Und die es nicht schafften, die ÖVP-Strategie zu durchbrechen, möglichst wenige Inhalte und die nur häppchenweise zu kommunizieren.

These 9: Den Medien gelang es nicht, die von der ÖVP zu Beginn des Wahlkampfes stolz als Erneuerung präsentieren Quereinsteiger inhaltlich auszuleuchten. Die Partei schirmte diese Neuzugänge nach ihrer Präsentation erfolgreich ab und vermarktete sie genau dosiert. Medien, die möglicherweise kritische Fragen gestellt hätten, wurden zudem Interviews mehrfach verweigert. Leider haben Medien dieses einer Demokratie unwürdige Machtspiel nur selten transparent gemacht. Der Erfolg der ÖVP bei der Verfolgung ihrer PR-Strategien ist zugleich der Misserfolg des Journalismus. Es gelang nur fragmentarisch, hinreichend Einblicke in die Denkwelten der neuen ÖVP zu liefern.

These 10: Schließlich war die Inszenierung einer sanften FPÖ medial weitgehend erfolgreich. Nur in Ansätzen thematisierten Medien die Frage, ob hinter der sich seit einiger Zeit moderat gebenden Partei der Radikalismus gerade nur auf Schlummermodus gestellt worden war, um potenzielle Wähler nicht zu verschrecken. Bekam ein Teil der sonst so FPÖ-kritischen Berichterstattung hier eine Beißhemmung, weil die ÖVP und teils auch die SPÖ beim Thema Asyl selbst nach rechts gerückt waren?

Keine These, sondern bittere Erkenntnis: Der Fellner-Sender oe24TV hat sich bei dieser Wahl als Realsatirenprogramm etabliert.

 

Vereinigung für Medienkultur: Generalversammlung 2017

Udo Bachmair

Wir wollen Sie als Mitglied der Vereinigung für Medienkultur an den Termin unserer nächsten Generalversammlung erinnern. Diese findet am kommenden Montag statt :
20. 2. um 18 Uhr im Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien.
Ab 19 Uhr ist ein Gespräch mit dem Publizistikwissenschafter Fritz Hausjell geplant. Dazu sind auch Nicht-Mitglieder eingeladen.
Thema des Gespächs mit Diskussion ist Zustand und Entwicklung von Österreichs Medienlandschaft .
Wir freuen uns auf Ihr Kommen.

Präsidium und Vorstand der Vereinigung für Medienkultur

 

Deutschland: Publikumsrats-Initiative im Bundestag

Institut für Medienverantwortung (Erlangen/Berlin) News

Wir unterstützen die Publikumsratsinitiative von Christine Horz und Sabine Schiffer, die kürzlich im Bundestag vorgestellt wurde. http://www.publikumsrat.de/2017/01/kultur-und-medienausschuss-im-bundestag-expertenrunde-zu-oeffentlich-rechtlichen
Das Institut für Medienverantwortung ist ein Kooperationspartner der „Vereinigung für Medienkultur“ in Wien.

Massenabschiebungen: Menschenverachtend

Udo Bachmair

Weitgehend unbeachtet von der Öffentlichkeit spielen sich Dramen unter syrischen Flüchtlingsfamilien ab. Kaum ein Medium, auch kaum ein zuständiger Politiker, scheinen sich für jenes Leid und jene Gewalt zu interessieren, die durch Abschiebungen entstehen. Ein humanitärer Skandal.

Wegschauen heißt offenbar die Devise. Statt Hilfe für Schutzsuchende überwiegen Hass und Schüren von Ängsten vor Flüchtlingen und Asylwerbern. Eine feindselige Stimmung im Land, die vor allem von verantwortungslosen Boulevardmedien, wie der rechtspopulistischen Kronenzeitung oder dem besonders sensationslüsternen Krawallblatt „Österreich“ täglich aufs Neue geschürt wird.

Ungeachtet engagierter Initiativen und Bemühungen, Abschiebungen von oft bereits gut integrierten syrischen Familien zu verhindern, setzen die Behörden die Massenabschiebungen Schutzsuchender vor allem nach Kroatien unvermindert fort. Diese werden dort in Lager gepfercht, die mit  menschenrechtlichen Grundsätzen weitgehend unvereinbar sind.

Oft sind es Flüchtlingsfamilien mit Kindern, die von heute auf morgen aus Schulen und Freundeskreisen herausgerissen werden. „Das ist unmenschlich“, empört sich Franz Schneider vom Verein „Bewegung Mitmensch“. Die Helfer haben eine Initiative ins Leben gerufen, die via Internet auch unterzeichnet werden kann. Abrufbar unter www.openpetition.eu

Einer der in der Flüchtlingscausa besonders Aktiven ist Robert Ellmerer. Dem bekannten Mediator und Lebensberater ist nun der Kragen geplatzt. Er hat in einem Brief an Bundeskanzler, Nationalratspräsidentin und Parlamentsparteien seinen Unmut so zusammengefasst:

„Ich bin absolut Fassungslos! Da werden traumatisierte Familien, die integriert und von ÖsterreicherInnen mit Wohnungen sowie finanziell und logistisch für und zum Besuch von Schulen und Deutschkursen unterstützt werden, in desolate Zeltlager nach Kroatien abgeschoben, weil dieser Staat (vermutlich politisch abgesprochen) einfach die Anfrage der Zuständigkeit ignoriert… Unfassbar! Das ist doppelt menschenverachtend und lässt mich an der letzten, eh kaum mehr vorhandenen Redlichkeit österreichischer PolitikerInnen restlos zweifeln. Ich fordere daher alle PolitikerInnen auf, uns, den Wählenden, diesbezüglich Rede und Antwort zu stehen: Wie will irgend jemand dieses Parlaments/ dieser Regierung eine solche Frechheit (den unterstützenden ÖsterreicherInnen gegenüber) und eine solche neuerliche Gewaltanwendung (den Flüchtlingen gegenüber) erklären und wie wird eine solche unglaubliche Vorgehensweise begründet? Und bitte, denn hier hören sich alle Mätzchen und Späßchen auf: Ich persönlich möchte weder ein hirnloses Polit-Quwaquwa noch irgendwelche Parteifloskeln hören oder lesen! Ich fordere eine ehrliche und unverfälschte Antwort und hätte auch gerne gewusst was man JETZT – heute, spätestens morgen – gegen diesen Wahnsinn unternimmt!?“

An dieser Stelle ein aktueller Hinweis auf eine allgemein zugängliche Pressekonferenz im Presseclub Concordia, Kooperationspartner der Vereinigung für Medienkultur :

Sofortige Einstellung aller Dublin-Abschiebungen nach Kroatien

Das undifferenzierte Vorgehen mit der Dublin III Verordnung ist in
Österreich zur Routine geworden. Rückführungen sorgen derzeit für
Proteste von Betroffenen und HelferInnen, da Integrationsprozesse
nach vielen Monaten brüsk abgebrochen werden. Die Arbeit der
Zivilgesellschaft wird mit Füßen getreten.

Am Podium:
Michael Genner, Plattform für menschliche Asylpolitik, Obmann von
Asyl in Not • Birgit Roth, Border Crossing Spielfeld • Sonia
Feiger, Shalom Alaikum – Jewish Aid for Refugees • Mag.a Nadia
Lorenz, Rechtsanwältin • Fanny Dellinger, Petition/DeTra

Datum: 20.10.2016, um 10:00 Uhr

Ort:
Presseclub Concordia
Bankgasse 8, 1010 Wien

Reformen im Medienbereich unabdingbar

Vereinigung für Medienkultur schlägt eine neue Medienförderung und andere Reformschritte vor

Udo Bachmair

Bei einer vielbeachteten Tagung der Zivilgesellschaft im Wiener Rathaus war auch die Vereinigung für Medienkultur vertreten.

Besonders engagiert hat sich dabei der Vizepräsident unserer Vereinigung, Dr. Hans Högl.

Seine im Rathaus präsentierten Thesen und Forderungen zum Medienwandel haben die rege Diskussion zur Lage der Medien weiter bereichert und belebt.

Im Folgenden Details der Forderungen und deren Begründung :

Wir fordern eine viel breitere und adäquate öffentliche Medienförderung, vor allem auch für Alternativmedien, für die journalistische Weiterbildung und für Medienpädagogik.   

Wir fordern eine Novellierung des Rundfunkgesetzes zugunsten einer breiteren Berichterstattung über den 3. Sektor (Zivilgesellschaft), insbesondere über kleinere alternative NGOs.

Wir fordern die Reform des ORF- Publikumsrats mit einem transparenten Beschwerdesystem nach Schweizer Muster und eine breitere Beteiligung von alternativen NGOs im Publikumsrat.

Begründung der Propositionen:

Medien-Konzentration bei Printmedien erschwert Medien-Vielfalt [1]. Öffentliche Medienförderung trägt zur Medienvielfalt bei. Ein unabhängiger Weisenrat mit Auslands-Expert_innen sollte über die Verteilung der Medienförderung – auch für alternative Medien und Blogs, für die journalistische Weiterbildung und für Medienpädagogik entscheiden. Publizistische Kriterien dafür sind objektive Berichterstattung, konstruktiver [2] und investigativer Journalismus.

Die Rundfunkgesetze gilt es zu novellieren: ORF, ZDF, ARD und SRF sind zu verpflichten, breiter über den dritten Sektor, die Zivilgesellschaft mit kleineren NGOs, zu berichten. Öffentlich – rechtlicher Rundfunk hat in Deutschland, Österreich und der Schweiz eine breite Akzeptanz und sollte öffentlich-rechtlich bleiben. Bedenklich ist, dass der Bildungsauftrag im TV-Kanal ORF 1 kaum erfüllt wird, und ORF 1 sich fast nicht von Privat-TV-Sendern unterscheidet.   Reformen im Medienbereich unabdingbar weiterlesen

Erinnerung: Große Syrien-Diskussion !

Die Vereinigung für Medienkultur

lädt ein zur Podiumsdiskussion

„Das syrische Drama. Wege aus dem Dilemma“

Zeit: Donnerstag, 3. März 2016, 19 Uhr

Ort: Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien

Am Podium:

Tarafa Baghajati,Obmann der Initiative muslimischer ÖsterreicherInnen, Menschenrechtsaktivist, Autor des Buches „Islam ohne Scheuklappen“

Maamoun Chawki, Sprecher der unabhängigen Syrer in Österreich , Psychotherapeut, Sozialpädagoge des Vereins Multikulturelles Netzwerk, Medienkritiker

Fritz Edlinger, Generalsekretär der Gesellschaft für Österreichisch-Arabische Beziehungen, Autor zahlreicher Nahost-Analysen, Herausgeber von „Syrien-Ein Land im Krieg“ sowie der Zeitschrift „International“.

Karin Kneissl, Nahost-Expertin, Publizistin, Autorin zahlreicher Analysen und Bücher wie etwa „Mein Naher Osten“ oder „Testosteron macht Politik“.

Karin Leukefeld, Deutsche Journalistin in Damaskus, Autorin des Buchs „Flächenbrand. Syrien, Irak, die Arabische Welt und der Islamische Staat“.

Salma Reda, Syrienexpertin, Sprecherin der syrischen Studierenden in Wien

Moderation:

Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur

Der Kampf um Syrien, die Hintergründe des Konflikts, die verworrene Lage in und rund um Syrien, sind Gegenstand einer höchst komplexen Causa. Propaganda und Desinformationen tragen zu weiterer Orientierungslosigkeit und Eskalation bei.

In der Diskussion sollen daher u.a. folgende Fragen zur Sprache kommen:

Worin bestehen die Ursachen und Hintergründe des Konflikts außerhalb und innerhalb Syriens?

Welche Interessen stehen hinter den unterschiedlichsten Akteuren im syrischen Drama ?

Welche wären die innen- und außenpolitischen Auswege aus dem Krieg in und um Syrien?

Anmeldung erbeten unter: medienkultur@medienkultur.at

Bilanz 2015

Udo Bachmair
Liebe Freundinnen und Freunde der Vereinigung für Medienkultur !

Wieder ist ein Jahr zahlreicher Aktivitäten der Vereinigung für Medienkultur zu Ende gegangen. Als Präsident unserer Vereinigung möchte ich besonders folgende Bereiche hervorheben : Zum Einen teils exklusive Veröffentlichungen mit Informationen und Analysen zu unterschiedlichen, vor allem medienkritischen Themen auf unserer Website www.medienkultur.at , zum Anderen mehrere von uns veranstaltete (mit jeweils bis zu 130 Personen) äußerst gut besuchte Podiumsdiskussionen im Presseclub Concordia.

Die mit dem Presseclub vereinbarte Kooperation hat sich auch 2015 sehr bewährt. Es gibt hierzulande wohl keine renommiertere Adresse (Bankgasse 8, A-1010 Wien) für Veranstaltungen zu den Themenkomplexen Medien und Politik. So hat unsere Vereinigung diesen attraktiven Ort für Diskussionsabende auch eifrig genützt. Ich möchte einige von ihnen in Erinnerung rufen :

„Hypo Alpe Adria – Das Milliardendesaster“ – ein spannender Diskussionsabend, an dem es um die Frage ging, ob es jemals gelingen würde, die Wahrheit über diese Causa ans Licht zu bringen. Podiumsgäste waren neben anderen die engagierte ORF-Redakteurin Christine Grabner und der Aufdeckungsjournalist und Buchautor Richard Schneider („Tatort Hypo Alpe Adria“).

Die Verantwortung von Politik und Medien bei heiklen weltpolitischen Konflikten hat die Podiumsdiskussion zum „Ukraine-Konflikt – Kriegsgefahr für Europa? “ thematisiert. Den belebten Disput bereichert haben u.a. der vorbildliche ORF-Korrespondent Christian Wehrschütz sowie höchst motivierte Podiumsgäste wie Johannes Voggenhuber und die Diplomatin Gabriele Matzner.

Eine weitere besonders erwähnenswerte Podiumsdiskussion 2015 im Presseclub Concordia befasste sich mit dem Thema „Medienkultur-quo vadis?“. Was ist eigentlich Medienkultur ? Gibt es sie hierzulande noch ? Was und wie sollte sie sein ? waren einige der zur Diskussion gestellten Fragen. Profunde Antworten kamen vom Publizistikexperten Prof. Langenbucher, von Profil-Redakteurin Ingrid Brodnig, von Andreas Koller (Salzburger Nachrichten) und Alexander Warzilek (Presserat).

Im abgelaufenen Jahr hatte ich Gelegenheit, unsere Vereinigung auch bei anderen Veranstaltungen zu vertreten. So etwa als Moderator der Diskussion über Medien und Kirchen in der Evangelischen Akademie, oder in Zusammenarbeit mit der Stiftung Sozialmarie als Koordinator und Gesprächsleiter einer Diskussionsveranstaltung zum heiklen Thema „Flüchtlinge und Zuwanderung“.

Dr. Högl und ich waren gemeinsam zu einem Vortragsabend im Hippolith-Haus in St. Pölten über „Medien und Politik“ geladen, wo wir medienkulturelle Hintergründe und Anliegen einem ebenfalls überaus interessierten Publikum präsentieren konnten. Zudem haben wir zusammen mit unserem Kooperationspartner „Unsere Zeitung“, einem gelungenen jungen Internet-Projekt, einen Alternativen Medienstammtisch abgehalten.

Zahlreiche Kommentare, Analysen und Leserbriefe im „Falter“, in der Zeitschrift „International“, in den Tageszeitungen „Der Standard“, „Die Presse“, etc. sowie Vorschläge zum ORF-Publikumsrat und Unterstützung der Initiative „Ö1 muss im Funkhaus bleiben“ komplettierten 2015 einige der weiteren Aktivitäten.

Der Facebook-Auftritt der Vereinigung ist unter Leitung unseres Vorstandsmitglieds Mag. Franz Schlacher in neue erfolgreiche Bahnen gelenkt worden. Dieser Schritt bewirkt die weitere Verbesserung unserer Präsenz auch in Sozialen Medien.

Auch 2016 wollen wir aktiv weitermachen. So ist für die allernächste Zeit eine weitere große Podiumsdiskussion im Presseclub Concordia geplant: am 3. März um 19 Uhr wieder im Presseclub Concordia. Thema: „Das syrische Drama. Auswege aus der Dilemma“. Podiumsgäste neben anderen sind Karin Kneissl, Fritz Edlinger, Maamoun Chawki und Tarafa Baghajati. (Details siehe Extra-Ankündigung)

Gegen Ende meines Briefes kommt mir noch die leider unumgängliche Aufgabe zu, Sie zu bitten, den Mitgliedsbeitrag 2016 ( 25 Euro ) sowie noch für 2015 ausständige Beträge zu begleichen. Da alle unsere Aktivitäten von Ehrenamtlichen durchgeführt werden, gleichzeitig aber immer mehr Kosten entstehen, sind wir natürlich auch für Spenden dankbar. ( Siehe untenstehende Konto-Daten ).

Mit Dank und herzlichen Grüßen

Udo Bachmair

medienkultur@medienkultur.at

www.medienkultur.at

Spenden- und Mitgliedskonto:

Erste Bank

IBAN : AT 31 2011 1300 0310 1325

BIC: GIBAATWWXXX

 

 

 

 

Klimaabkommen: Selbstverpflichtung des ORF als Unternehmen zur Nachhaltigkeit

Hans   H ö g l

Eben folgte ich im Oe 1-Mittagsjournal (14.12.2015) dem Interview mit dem Umweltaktivisten Wolfgang Pekny zum Klimaabkommen in Paris.  Er bekam die  Chance, Anliegen vorzubringen, die längst in der  „Initiative Zivilgesellschaft“ und in der „Plattform Footprint“ diskutiert wurden. Danke an Ö 1.

Ich erinnere die Generaldirektion des ORF  an die Vorsprache der  „Vereinigung für Medienkultur“ 2010   im Publikumsrat.  Der Publikumsrat zeigte sich flexibel und  gesprächsbereit.   Dr. Herbert Rauch (Autor des Buches:  Glo-c-al Balance. Der Umbau der Titanic, Wien 2014) forderte damals, dass der ORF als ganzes Unternehmen sich der Nachhaltigkeit verpflichtet.

Das geschah auch: Mit der Selbstverpflichtung des ORF in seiner 34-seitigen Broschüre „Nachhaltigkeit im ORF 2011“, dargelegt im Publikumsrat. Ist seitdem der ORF seiner Selbstverpflichtung  nachgekommen?     Unsere Initiative wurde in der Broschüre mit keinem Wort erwähnt.   Ist das ein fairer Umgang mit einer seriösen, auf Ehrenamt beruhenden NGO?

 

 

Flüchtlinge als Bereicherung ?

Flüchtlinge und Zuwanderung: Wie „nützlich“ sind sie für uns ?

Udo Bachmair

Das Thema Flüchtlinge ist zurzeit in aller Munde. Wir sind mit einer großen Herausforderung konfrontiert, die sachlicher und menschlicher Lösungen bedarf. Doch Emotionen nehmen überhand. Angeheizt vor allem von Boulevard-Medien sowie rassistischen Internet-Postings, die mit dazu beitragen, Ängste und Hass zu schüren.

Selbstverständlich sollen Unsicherheiten und Probleme, die mit der Flüchtlingsfrage verbunden sind, nicht ignoriert werden. Es ist allerdings nun höchste Zeit, sich nach permanent demonstrierter Empörung und Aufregung von Kronenzeitung bis hin zu Stammtischen mit der komplexen Causa konstruktiv zu beschäftigen.

Einen Versuch dieser Art unternimmt die Stiftung Unruhe und die Sozialmarie mit Unterstützung der Vereinigung für Medienkultur am kommenden Donnerstag mit Antworten auf die Frage:

Flüchtlinge und Zuwanderung – Wie profitieren wir davon?
Termin:    Donnerstag, 26. November 2015
Ort:            Presseclub Concordia, Bankgasse 8, 1010 Wien
Beginn:                17:00 Uhr
Programm:
Best Practices Initiativen mit Flüchtlingen und Zuwanderern

Bei diesem Austausch gibt es einerseits die Möglichkeit, die SozialMarie Siegerprojekte der letzten Jahre aus dem Bereich Migration kennenzulernen. Anderseits haben Sie die Gelegenheit, Ihre Ressourcen und Unterstützungsmöglichkeiten anzubieten.

ab 18.30 Uhr : Eine Expert_innendiskussion :
Flüchtlinge und Zuwanderung- Belastung oder Bereicherung?

Moderation: Udo Bachmair, Präsident der Vereinigung für Medienkultur

Gäste:

Michael Landesmann, Scientific Director des Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche

Regina Polak, Associate Professor am Institut für Praktische Theologie an der Universität Wien

Helmut Spudich, T- Mobile Pressesprecher und ein der Autoren bei 0676 Blog T- Mobile Austria

Laura Wiesböck, Migrationsforscherin am Institut für Soziologie, Universität Wien

Beate Winkler, Autorin und über viele Jahre Direktorin der jetzigen EU-Grundrechtsagentur

 

Medienkritik-Publikumsrat-Gruppensteuer

 

Diesen Text ließ ich Andreas Koller, Wolfgang Langenbucher, Ingrid Brodnig und Alexander Warzilek zukommen. Zuerst eine großes Danke an alle. Zum oben vorliegenden Pressetext und zur Veranstaltung selbst ein Nachwort, Ergänzungen und Richtigstellungen.

Medientipps für das Publikum, die sich vertieft für Mediengeschehen u. – Kritik interessieren: Sehen Sie das „Das Medienquartett“ im TV-Sender Okto (auch über Youtube abrufbar) und die Sendung „zapp“ im Westdeutschen Rundfunk (WDR). Im WDR g i b t es tatsächlich einen Rundfunkrat (!), ein Podiumsteilnehmer verneinte dies. In diesem Rundfunkrat sind fast nur institutionelle Mitglieder. Das bestätigte kürzlich „zapp“, das kritische, deutsche Medienjournal.

Die Publikumsräte des ORF fordern seit Langem ein ähnliches Magazin – bisher vergebens. Die Publikumsräte bringen fallweise Anliegen vor, es dauert oft sehr lange, bis deren Wünsche vom ORF beachtet werden. Ein Beispiel: Der Publikumsrat empfahl, dass Radio Ö3 Warnungen vor Geisterfahrern auch auf Englisch ganz kurz durchsagen möge. Dies wurde von der ORF-Spitze monatelang als nicht durchführbar hingestellt. Dies war „lächerlich“, wie mir ein Publikumsrat sagte.

Für den Publikumsrat ist nicht alleine der ORF verantwortlich: Jener basiert auf Gesetzen und der ORF- Geschäftsordnung. Wir von der Medienkultur nehmen seit 10 Jahren als ganz wenige Gäste an den öffentlichen Sitzungen teil. Jeder darf teilnehmen. In die Protokolle der Ausschüsse darf nicht Einblick genommen werden, immerhin – ich erhielt die Erlaubnis, die Sitzungsprotokolle der Plenarsitzungen zu studieren. Schon Dr. Schuppich – in den 70iger Jahren Vorsitzender des Publikumsrates – beklagte dessen minimale Kompetenzen! –

Am 12.Nov. erschien in der „Wiener Zeitung“ ein langer Beitrag über den Publikumsrat, der als äußerst zahm beurteilt wird – scharf sei wie ein Schnecken-Gebiss . Ferner hieß es, der ORF raffe sich endlich auf, die Publikumsbeschwerden ernst zu nehmen – auch darum – so die „Wiener Zeitung“ – weil Anfang August 2016 der ORF-General neuerlich gewählt wird. NB. Ich selbst habe vor ein paar Wochen der Vorsitzenden des Publikumsrates mündlich und schriftlich im Namen der Medienkultur in aller Schärfe bekundet, dass die gesetzlichen Grundlagen und die Zusammensetzung und die Abläufe des Publikumsrates dringend einer Reform bedürfen. Es gab bereits früher Vorsprachen der Medienkultur im Medien-Staatssekretariat und auch beim ORF selbst. Dass die Parteien und deren Vertreter im Publikumsrat vor dem mächtigen ORF knieweich sind, bedarf keiner Erläuterung.

Verblüfft äußerte sich ein Teilnehmer und Jurist über die geringe Bereitschaft von einem Pressevertreter, sich Medienkritik aus dem Publikum zu stellen und er sagte, was ihr von der „Medienkultur“ macht, ist Goldes wert – auch wenn es nicht direkt effektiv erscheint.

In der Moderation fiel das Wort „Gruppensteuer“. Sie ist wohl den Meisten in Österreich ein Fremdwort. Was bedeutet es? Es ist sehr einfach zu formulieren: Firmen können ihre g e s a m t e n, unbegrenzten Auslands-Gewinne im I n l a n d steuerlich absetzen. Nun – das sind primär große Firmen. Dies stellt versus kleiner Firmen und Selbständigen eine eklatante Bevorzugung dar. Die Gruppensteuer war wohl anfangs gut für Österreich, soll aber nicht dauernd und nicht unbegrenzt gelten. Von der Gruppensteuer fand nur der extrem aufmerksame Leser in österr. Medien Spurenelemente. Das war unsere Medien-Beobachtung. Dem wichtigen Thema wurde jedenfalls in Medien fast ausgewichen. Da spielen wohl auch die großen Anzeigenkunden eine wichtige Rolle!. Wir von der Medienkultur plädierten in Mitgliederinformationen und auf http://www.medienkultur.at nicht für ein plötzliches Abschaffen der Gruppensteuer, sondern für eine schrittweise Reduzierung innerhalb von 10 Jahren.