Hans H ö g l
Wenn Medien uns Beispiele zeigen von Hilfsbereitschaft gegenüber Flüchtlingen, ermuntern sie zur Mitmenschlichkeit. Wie werden solche Werte der Mitmenschlichkeit in Gruppen, also im Kleinen vermittelt? Das erlebte ich heute mit meinem Enkel Moritz.
Mehr als ein Dutzend Eltern sind erwartungsvoll im halbdunklen Raum des Pfarrkindergartens versammelt, sie stehen und sitzen. Im Kreis am Boden hockerln knapp viele Kleinkinder, zu ihren Füßen bunte Laternen mit Kerzenschein. Die Kinderpädagogin reicht dem dreijährigen Peter ein Steckenpferd. Er wird Martin spielen, einen Reiter und Soldaten. Der Reiter sieht einen frierenden Bettler. Dem ist kalt, er friert. Da halbiert der Reiter seinen Mantel (das war schon geschickt vorbereitet), behält eine Hälfte und gibt den anderen Teil dem frierenden Bettler. Ein ritterliches Tun.
Der Reiter ist der hl. Martin von Tours, an den die Katholiken am 11. November erinnern. Dieses Spiel lässt die Kinder und die Eltern Hilfsbereitschaft und Mitmenschlichkeit erfahren. Wir denken hier aktuell an die Flüchtlinge. Der hl. Martin behält einen Mantelteil, den anderen gibt er dem Frierenden. Also hier ist ein treffliches Bild von Nächsten- und geordneter Selbstliebe. So geschieht Wertvermittlung in Gruppen. Und Medien multiplizieren solche Bilder von Helfenden, leider geschieht auch das Gegenteil, indem uns anonyme, bedrohliche Massen gezeigt werden.
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