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Streit um Klimawandel

Die Klimafrage berührt existentiell den Menschen. Darum sieht das deutsche Verfassungsgericht in der Lösung der Klimafrage ein Staatsziel. Die Kipp-Punkte des Klimawandels greift u.a. das Buch von Axel Bojanowski auf (2024): „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten. Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft“ – Neu-Isenburg (Westend Verlag).

Hans Högl

Besonders zentral sind die Kapitel 41/42. Für den Autor ist der Klimawandel real, er weist aber auf Grenzen der Meteorologie hin. Es geht um die Frage, ob der Temperaturanstieg auf der Erde zu einer Katastrophe führt und zwar, wenn es vorher zu unwiderruflichen Kipp-Punkten durch Temperaturanstieg kommt (S. 264).

Das Pariser Klimaabkommen (2015) forderte eine 1,5-Grad-Grenze für die Erderwärmung. Diese Forderung und Passage gelangte am Morgen des letzten Konferenz-Tages in Paris in den Text. Wie – weiß man nicht. Es meldete BBC: Verhandler der Marshallinseln hatten die 1,5 Marke gefordert, um am Leben zu bleiben und wollten die Industrieländer zum Klimaschutz verpflichten. Doch Chinesen, Saudis und Argentinier waren gegen die 1,5 Marke. Der IPCC, der UN-Weltklimarat, sah ungenügende Evidenz für die Forderung. Ebenso viele Experten ( vgl. S. 265). Doch die Klimaaktivisten konnten plakatieren: „Wir sind die letzte Generation vor den Kipp-Punkten“ .

Der IPCC-Chef erklärte: Die Europäer belasten sich mit einer unerfüllbaren Aufgabe. Auch französische Wissenschafter sahen in den 1,5 Grad ein „unmögliches Ziel“. Doch Tony Blair half schon 2005 beim G-8-Gipfel dem Thema auf die Sprünge, und 2004 hatte Hans Joachim Schellhuber in Stockholm vor dem Temperaturanstieg gewarnt- als Direktor des PIK. In der angesehenem Wissenschaftszeitschrift „Nature“ war man vorsichtiger, und sie verwendete das Stichwort „Perspektive“. Auch der Schweizer Klimatologe Thoma Stocker, Vorsitzender des 5.UN-Klimareports, warnte zur Vorsicht: „Die Klimawissenschaft weiß noch zu wenig über Klipp-Punkte, sagte er zur „ZEIT“ (Ende 2022)..

Doch der „Spiegel“ dramatisierte und schrieb: Es gibt „Ernteausfälle, Wüstenbildung, Wasserknappheit, Völkerwanderungen, Eisbären auf Schollen“. Von Wissenschaftszweifeln berichten Medien ungern – weder internationale Organisationen noch Politiker. Die Wissenschaft kennt Kipp-Punkte im Laufe von Milliarden Jahren auf der Erde (S. 272), doch heutige Modelle würden nicht ausreichen, dies für das Jetzt genau festzustellen. Aber das populärwissenschaftliche Wort „Kipp-Punkte“ war nicht mehr wegzubringen. Auch die UN0 nützt es.

Unsicherheiten sind für viele Medien Fremdworte. Doch der Publizist Stephan Ruß-Mohl erinnert an die Qualität des Buchautors. Dieser war Chefredakteur der angesehenen Zeitschrift „Bild der Wissenschaft“, und Ruß-Mohl weiß, dass Medien anstelle von Erderwärmung und Klimawandel mit Vorzug von „Erderhitzung und Klimakatastrophe“ reden.

Ruß-Mohl gab seiner „Furche“- Rezension den Titel „Klima-Apokalypse als Medienereignis“, doch die Klimaforscherin Helga Kromp-Kolb wählte als Furche-Aufhänger „Geschickt in die Irre geführt“. Und sie unterstellt dem Buchautor Effekthascherei und eventuell „gezielte Desinformation“ .

Dieser Text zeigt, wie korrekt dieser Buchtext das Problem Kipp-Punkte darlegt und wie verkürzt dies in nicht wenigen Medien passiert. Lob verdient die Wiener Wochenzeitung „Die Furche“, da sie in der gleichen Nummer zwei unterschiedliche Buchrezensionen zu einem einzigen Buch brachte.

Nicht d i e Medien sind fehlerhaft, denn Wissenschaftsmagazine haben sorgfältig berichtet. Doch deren Auflage ist gering. Es stellt sich für Medien die Frage, inwiefern das Publikum unklare Aussagen aufnimmt und akzeptiert. Das Thema ist komplex: Ist etwas zu differenziert greifen Medien es nicht auf. Darum ist die öffentliche Sprechweise oft übertrieben.-Aber sollte nicht anders gefragt werden: Der Rückgang der Gletscher und andere Ereignisse belegen den Klimawandel, und ist es darum nicht pragmatisch und sinnvoll, jetzt alles zu tun, um diesen zu stoppen, anstelle Zweifel der Wissenschafter an den Kipp-Punkten darzulegen?

Wie Medien manipulieren : Ein Buchtipp

Eine kritische Medienanalyse ist im Frankfurter Westend Verlag erschienen. Sie zeigt anhand zahlreicher Beispiele auf, wie herrschende Medien manipulieren.

Udo Bachmair

Die Medienwissenschafterin Sabine Schiffer bietet mit ihrem nun vorliegenden Buch eine unerschöpfliche Informationsquelle über Mechanismen und Manipulationen von Medien. Sie greift dabei vor allem Beispiele verzerrender und falscher Berichterstattung zur internationalen Politik auf.

Ergebnis der umfangreichen Analyse: Herrschende Medien informieren trotz ihrer Beteuerung, sie seien objektiv und unabhängig, oft einseitig und manipulativ. Die herrschende Meinung zu bestimmten Fragen „ist eben die Meinung der Herrschenden“, folgert die Autorin.

Diese herrschende Meinung werde zunehmend von PR-Agenturen und Medienhäusern bestimmt. Damit spricht die Verfasserin des Buches auch das hierzulande anzutreffende Problem an, dass die außenpolitische Berichterstattung vornehmlich von bestimmten größeren westlichen Agenturen gespeist wird. Inhaltlicher Einheitsbrei wird somit gefördert. Eine Entwicklung, die nicht zuletzt auch durch mangelnde journalistische Eigenrecherchemöglichkeiten angesichts stetig ausgedünnter Redaktionen begünstigt wird.

Die Autorin führt unter zahlreichen Beispielen an, wie westliche Medien etwa im Vorfeld der NATO-Angriffe auf den Irak, Libyen oder Serbien psychologische Kriegsvorbereitungen getroffen haben. Schiffer erinnert an jene angeblich kuwaitische Krankenschwester, die weinend von grausamen Morden irakischer Soldaten an Frühgeborenen berichtete. Diese von einer US-regierungsnahen PR-Agentur stammende „Information“ stellte sich später als frei erfunden heraus. Doch immerhin war die Falschmeldung „Legitimation für eine imperiale humanitäre Intervention“.

In westlichen Demokratien sieht Sabine Schiffer die Information „zur Ware verkommen“. Sie plädiert daher umso mehr für einen unabhängigen Journalismus. Der wiederum könne unter anderem durch nachhaltige Finanzierung seriöser Medien erreicht bzw. abgesichert werden. Das wäre auch hierzulande nötig. Denn in der äußerst boulevardlastigen österreichischen Medienlandschaft fehlt es an entsprechender Förderung von Qualitätsmedien. Die Regierung ist offenbar nicht einmal dazu bereit, das legendäre Qualitätsblatt „Wiener Zeitung“ mittels Finanzspritzen zu retten.

Sabine Schiffer: Medienanalyse. Ein kritisches Lehrbuch. Frankfurt am Main (Westend Verlag) 2021

Kritische Medien als Salz der Demokratie

Neues Buch versucht politische Lügen zu entlarven

Udo Bachmair

„Mündig sind Bürger nicht, wenn sie einer bestimmten Politik zustimmen. Mündig sind sie, wenn sie sich von keiner täuschen lassen“.

Zitat aus dem jüngsten im Westend Verlag erschienenen Buch von Ulrich Teusch mit dem Titel „Lückenpresse“.

Der Autor legt dar, wie wichtig kritische Medien sind bzw. wären, die im Sinne einer lebendigen Demokratie Menschen in die Lage versetzen, Täuschung, Lüge und Halbwahrheiten besser zu durchschauen.

Vor allem bei so komplexen Themen und Konflikten wie dem Syrien-Krieg, dem Ukraine-Konflikt oder der Flüchtlingsfrage wäre differenzierende Berichterstattung nötiger denn je. Doch vor allem der Boulevard fördert mit Schwarzweiß-Malerei einseitige Feindbilder.

Dieser Entwicklung versucht das Buch von Ulrich Teusch entgegenzuwirken. Er fordert ein „intaktes, unabhängiges, kritisches Mediensystem“ und stellt bange Fragen wie :

Erfüllen unsere Medien diese Aufgabe ? Leisten sie, was wir von ihnen erwarten ?“

Zweifel sind angebracht..