Hans Högl. 2. Teil der Rezension des Buches von Y. Harari: Homo Deus
Um Missverständnisse über den 1. Teil der Rezension zu klären, klammern wir nun die Positiva der Digitalisierung aus, die Harari aufzeigt, und verweisen gleich auf die Folgen der Digitalisierung und über jene, welche als Supergehirne die Künstliche Intelligenz handhaben. Harari befürchtet darum eine Spaltung der Menschheit in eine Superelite, welche die künstliche Intelligenz meistert und in eine Masse unbedarfter Menschen. Dies hat dann zur Folge, dass ganz wenige quasi alles besitzen und alles beherrschen werden. Dem stünde die übrige Menschheit ohnmächtig gegenüber, und selbstverständlich wäre dies das Ende der liberalen Demokratie, wie Harari dies explizit in seinem Buch darlegt. Scheinbar hat er dieses Thema bei seinem Europaaufenhalt vermieden, weil dies einer langen Erklärung bedarf. Das ist kurz die These von Harari. Vielleicht hat er bewusst provoziert. Aber lassen wir das einmal als These stehen. Was ja nicht heißt, dass wir das so akzeptieren, im Gegenteil.
Was kann gegen eine solche Gefahr getan werden? Ein paar Beispiele als Antwort zuerst auf individueller Ebene: – Der junge Jurist Max Schrems hat es bisher mit Erfolg als Einzelner gewagt, den Kampf gegen Face Book aufzunehmen.
– Als sich ein tunesischer Gemüsehändler 2010 aus Protest anzündete, kam es zu Unruhen in Tunesien, und die 34-jährige Tunesierin Lina zögerte nicht lange und schrieb einen Blog darüber, publizierte Bilder darüber. Sie tat etwas, was die tunesische Regierung nicht zugelassen hätte, kämpfte gegen Vorurteile. Vier arabische Bloggerinnen wurden wichtig für den Verlauf des Arabischen Frühlings. (Arte Magazin).
Die Internetsucht ist nicht Ursache, sondern Symptom von Massenvereinzelung; doch immer mehr stellt sich heraus, dass die virtuelle Welt die reale nur bedingt ersetzten kann. „Ein kleiner, aber wachsender Teil von Menschen, die sehr internet- und digital affin waren, steigen aus diesem Zustand wieder aus“, konstatiert der Zukunftsforscher Matthias Horx.
Aktionen von Institutionen und gesellschaftlich: Seit Neuestem löscht Google heikle Inhalte. UND AUF FACEBOOK DARF DIE VENUS VON WILLENDORF NICHT MEHR GEZEIGT WERDEN, SIE IST EIN OPFER DES ZENSUR-ALGORITHMUS GEWORDEN.
Die EU-Kommissarin Margarethe Vestager verhängte über Google wegen Wettbewerbsverzerrung eine gewaltige Strafe von 9,3 Mrd €. Das ist der Gewinn eines Quartals von Google. Das tut nicht extrem weh. Aber immerhin. Wer hat geglaubt, dass es möglich wäre?
Viktor Mayer-Schönberger (Prof.in Oxford) sieht die Entwicklung der Interetplattformen zu Monopolen: 80 % der weltweiten Suchanfragen laufen über Google,3/4 aller mobilen Chats laufen über FB, 55 % der Produktsuchen laufen über Amazon. Google und FB vereinen auf beiden Diensten 60 % der Online Werbung. Schönberger vergleicht dies mit Planwirtschaft. Er fordert, dass die großen Internetplattformen gezwungen werden, ihre Daten kleinen und mittelständischen Mitwerbern zur Verfügung zu stellen.- Es gibt Chancen für die EU zu reagieren. Auch Airbus war ein großer europäischer Entwurf, die Antwort auf Boing.
Zur gesellschaftlichen Ebene: Es gibt eine Sehnsucht nach Gehorsam und eine Angst vor Freiheit. Der Fatalist sagte: Diese Kultur ist am Ende. Es kommt die Katastrophe und der Komet. Wer dies akzeptiert, braucht nichts zu tun, erspart sich jede Mühe, jeden weiteren Gedanken und findet viel Zustimmung.
Doch: Wir können jenen die Macht entziehen, wenn wir ihre Macht nicht schlechthin akzeptieren. Und versus Harari ist zu sagen, dass die Menschen und die Zivilgesellschaft diese Entwicklung nicht hinnehmen sollen. Sie sind soziale Akteure und nicht nur Getriebene.
Abrundend ist zur Willensfreiheit zu sagen: Ich habe selbst entschieden – mit freien Willen, dieses Thema zu wählen. Und Yuval Harari war ebenso frei, sein Buch zu schreiben. Ferner: Jedes PC-Programm hat einen oder mehrere Programmierer, Ingenieure, Techniker. Auch die Algorithmen und die Künstliche Intelligenz sind nicht zufällig entstanden, sondern es sind komplexe Pläne. Hinter jedem Programm, auch wenn es nicht sichtbar ist, steht menschliches Planen. Der Mensch hat die Freiheit, auch fragwürdige Handlungen zu setzen, die uns irritieren wie im Theater Shakespeares mit einer Handlung aus dem 8. Jahrhundert, gemeint ist dieses blutige Schauspiel mit bösartigsten Intrigen und Mord wie in König Lear. Also: Es sind nicht nur Mechanismen, die die Welt regieren, ja sie gibt es, aber es bestehen auch Menschen, die zu handeln vermögen.