Ukraine-Konflikt: US-Waffen für das Regime in Kiew ?

Udo Bachmair

Die immer wieder auch von Medien unterstützte Forderung , die Ukraine im Kampf gegen die russlandfreundlichen Rebellen mit US-Waffen hochzurüsten, heizt den Konflikt weiter an. Erstaunlich, dass auch als seriös bekannte Journalisten, wenn es ums Feindbild Putin und Russland geht, die Fähigkeit zur Differenzierung weitgehend vermissen lassen.
Sogar Franz Kössler, bisher bekannt als jemand, der eher vorsichtig abwägt, der diplomatische Lösungen bevorzugt, outet sich in seiner außenpolitischen Kolumne der Wochenzeitschrift FALTER unter bestimmten Umständen als Befürworter einer militärischen Option.

Das wiederum hat mich motiviert, für den FALTER einen (Gegen-)Kommentar zu verfassen, der in der jüngsten Ausgabe vollinhaltlich abgedruckt worden ist:

Kriegsrhetorik und Feindbildpflege

Franz Kössler schätze ich als Mensch und langjährigen ORF-Kollegen sehr. Umso unglücklicher bin ich über seine jüngste außenpolitische Kolumne. In der Causa Ukraine lässt er eine gerade bei ihm erwartbare differenzierte Sichtweise weitgehend außer Acht . Er hat wie die meisten antirussischen Mainstream-Journalisten die US-Sicht der Welt offenbar internalisiert.

Wie es überhaupt ein bemerkenswertes Phänomen darstellt, dass auch Journalisten von Qualitätsmedien kaum bewusst zu sein scheint, teilweise selbst Opfer subtiler Gehirnwäsche geworden zu sein. Ausschließlich die andere Seite, in dem Fall Russland und Putin, werden als Propagandisten gesehen. Einer Lösung des heiklen Ukraine-Konflikts kommt man damit nicht näher.

Statt Kriegsrhetorik und Feindbildpflege auf westlicher wie russischer Seite kann eine sinnvolle Erkenntnis doch wohl nur sein: Frieden in Europa ist nur im Dialog mit und nicht gegen Russland dauerhaft gesichert. Daraus folgert nicht automatisch, dass alle der vielgeschmähten „Putinversteher“ der „Faszination eines autoritären politischen Modells“, wie es in Russland ja tatsächlich vorzufinden ist, erlegen sind.

Außenpolitik hat (leider) oft weniger mit humanitären Motiven als mit Sicherung von Einflusszonen und geostrategischen Erwägungen zu tun. Vor diesem Hintergrund ist es doch nachvollziehbar, dass Russland die Ukraine nicht vollständig in die Hände des Westens fallen lassen will und kann. Zudem legen Nähe und Drohgebärden einer fremden Militärmacht wie der NATO nahe, dass Russland sich in seiner (verlorengeglaubten) Supermachtrolle gedemütigt fühlen muss. Ängste dieser Art werden in Medien, die auf NATO-Kurs segeln, schlichtweg ignoriert. Stattdessen wird dem für seine völkerrrechtswidrigen Aggressionen kritisierten westlichen Militärbündnis attestiert, Garant für Freiheit und Menschenrechte zu sein. Da braucht man keinem blinden „Antiamerikanismus“ huldigen, um die gebetsmühlenartige Strapazierung „westlicher Werte“ als zynisch zu empfinden. In deren Namen sind immerhin Kriege mit 100.000en Toten geführt worden.

Brandgefährlich erschiene nun grünes Licht für US-Waffenlieferungen an das keineswegs gemäßigte Regime in Kiew, für die der Autor überraschenderweise schon dann Sympathie hegt, „wenn die Gespräche kein Vertrauen schaffen.“ Franz Kössler wird hoffentlich nicht unter die Kriegstreiber gegangen sein.

Udo Bachmair, Wien 14, Präsident der Vereinigung für Medienkultur

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