Udo Bachmair
Fast 60 Prozent der deutschen Medienkonsument/innen betrachten die Berichterstattung rund um den Ukraine-Konflikt als unausgewogen. Ein bemerkenswertes Ergebnis. Der antirussische Mainstream auch in Qualitätsmedien hat offenbar nicht das erwünschte Ergebnis gebracht.
Das heißt nicht, dass NATO-Propaganda und Putin-Bashing keine Spuren in den Köpfen der Menschen hinterlassen hätten. Immerhin ein Drittel der vom Forsa-Institut Befragten äußert sich zufrieden mit der Ukraine-Berichterstattung. Besonders skeptisch hingegen sind Jüngere und Anhänger der Linken.
Näheres von Joachim Huber, Leiter des Ressorts „Medien“ im „Tagesspiegel“:
Die Kritik an der Berichterstattung deutscher Medien über den Ukraine-Konflikt hält an. Nach einer aktuellen Forsa-Umfrage für die Zeitschrift „Internationale Politik“ fühlt sich eine deutliche Mehrheit der Bundesbürger nicht gut informiert. Danach haben 58 Prozent der Befragten den Eindruck, es werde nicht ausgewogen berichtet. Nur 33 Prozent meinen, alles in allem werde in den Medien ausgewogen über die Lage im Krisengebiet und über die Hintergründe informiert.
Die größte Skepsis bei der Berichterstattung haben die 18- bis 29-Jährigen: 68 Prozent halten sie für nicht ausgewogen, nur 28 Prozent für ausgewogen. Das Bild verschiebt sich mit zunehmenden Alter.
Bei den Bundesbürgern zwischen 45 und 59 Jahren sinkt der Rate der Unzufriedenen auf 51 Prozent, das ist der niedrigste Wert bei den Alterskohorten. Insgesamt gibt es aber keine Altersgruppe, die nicht mit Mehrheit Kritik an der Berichterstattung übt. Die Gruppe der Unzufriedenen (58 Prozent) nach Gründen für ihre Kritik befragt, dann sind es vor allem drei Gründe, die zu dieser Einschätzung führen: 79 Prozent sagen, es werde unvollständig und nicht umfassend informiert; 44 Prozent meinen, es werde zu einseitig aus der Perspektive der Ukraine berichtet, 14 Prozent sehen die Position Russlands zu stark betont.
Die schärfsten Kritiker, sortiert nach Parteipräferenzen, finden sich bei den Linken (79 Prozent) und bei den Anhängern der AfD mit 70 Prozent. Anhänger der Regierungsparteien CDU/CSU und SPD sind etwas weniger skeptisch: Jeweils 38 Prozent beurteilen die Berichterstattung als ausgewogen (Mehrheiten von 52 Prozent der Unions- und 54 Prozent der SPD-Wähler dagegen als nicht ausgewogen).
Zwei interessante Befunde noch: Bundesbürger im Osten finden mit 63 Prozent die Berichterstattung nicht ausgewogen, jene im Westen mit 57 Prozent. Männer (60 Prozent) sind insgesamt skeptischer als Frauen (56 Prozent).
Die gesamte Umfrage wird in der nächsten Ausgabe der „Internationalen Politik“ veröffentlicht, die am 30. April erscheint.