Hans Högl
Ein zu wenig gewürdigter Visionär Europas Richard Coudenhove-Kalergi, Alt-Österreicher, dann tschechischer Staatsbürger schrieb 1964 zur Frage, ob England an der Europäischen Einigung teilhaben soll, folgenden prägnanten Satz:
„Wenn möglich, mit England, wenn notwendig ohne England, nie gegen England“. R. Coudenhove-Kalergi, Die Wiedervereinigung Europas, Wien 1964, p. 62.
Und auf p. 57 schrieb er 1964 : Leider ist es der Paneuropäischen Bewegung nicht gelungen, einen echten europäischen Patriotismus zu erzeugen.….In ihrer großen Mehrheit sind die Europäer Nationalisten geblieben. Sie befürworten den europäischen Einheitsgedanken, soweit dies nicht auf Kosten ihrer Nation geht.“
NB. Hier wird das Wort Patriotismus in einem politikwissenschaftlichen Sinn verwendet. Wer sein Land schätzt und Eigeninteressen (!-) wahrnimmt, kann gleichzeitig achtungsvoll mit politischen Nachbarn und der Weltgemeinschaft umgehen. Die Schweden schätzten ihr eigenes Land und sind dennoch keine Nationalisten. Unbefangen hissen Schweden ihr Fahne, wenn Besucher aus dem Ausland kommen. Ähnliches gilt für die Schweiz.
Ein solches Verhalten erscheint im medialen, deutschen Sprachhabitus seltsam, wo die Neigung besteht, von einem Extrem ins andere zu taumeln.- In Kontrast und in massiver Differenz zu diesem abgehobenen Sprachspiel herrscht beinahe Weltuntergangsstimmung, wenn Deutschland in Fußball nicht Weltmeister wird. Bei TV-Sportberichten geht es fast nur um die Ränge, die Deutsche eingenommen haben. Manchmal werden nichtdeutsche Sieger gar nicht erwähnt.